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IGEL
Tipps für die Überwinterung ...

Igel gehören zu den besonders geschützten Tierarten. Gemäß des Bundestierschutzgesetzes von 1976 und der Naturschutzgesetze der Bundesländer darf er als ganzjährig geschütztes Tier prinzipiell nicht in Gefangenschaft gehalten werden. Die Naturschutzgesetze der Länder erlauben jedoch Ausnahmen. Danach bleibt es gestattet, verletzte, kranke oder hilflose Tiere aufzunehmen, um sie gesund zu pflegen oder aufzuziehen. Sie sind unverzüglich in die Freiheit zu entlassen, sobald sie dort wieder lebensfähig sind. Wer einen Igel aufnimmt, übernimmt damit also eine große Verantwortung und muß zu seiner Betreuung über mehrere Monate (Spätherbst bis Frühjahr) ohne Unterbrechung und mit entsprechendem Einsatz von Arbeitszeit und Kosten bereit sein. Betreuungsversuche ohne Sachkenntnis bzw. ohne begleitende Anleitung sind unzulässig, da sie trotz gutem Willen meist mit dem oft qualvollen Tod des Igels enden.

Zur artgerechten Versorgung gehört nicht nur eine artgerechte Unterbringung und Ernährung, Sauberkeit und Hygiene, sondern auch die Beseitigung von Ekto- (Zecken, Flöhe, Milben und in Wunden eventuell Fliegenlarven) und Endoparasiten (Würmer, Kokzidien) sowie die medizinische Betreuung kranker Tiere durch den Tierarzt. Auch die biologischen Eigenheiten des Igels (z.B. tagsüber schlafend, nachts aktiv; Winterschläfer) sind zu berücksichtigen. Aktiver Tierschutz ist nicht unbedingt einfach!

Igel werden ab Frühsommer bis Herbst geboren. Ein Wurf umfaßt meist 6 - 7 Junge. Die Mutter säugt sie etwa 5 Wochen bis zu einem Lebensgewicht von ca. 200 g. Danach ernähren sich die Jungigel, zunächst unter Führung der Mutter, selbst, vorwiegend von Insekten, Raupen, Engerlingen, Würmern und Schnecken.

Ein gesunder Igel wird pro Woche durchschnittlich ca. 50 g zunehmen. Bis Dezember sollte das Tier mindestens 600 g wiegen. Ansonsten können Sie den zu kleinen, schwachen oder kranken Gast beherbergen.

Die Nahrung soll vielseitig, eiweiß- und energiereich sein, sowie Ballaststoffe, Spurenelemente, Vitamine und Mineralstoffe enthalten. Dosenfutter für Hunde und Katzen, Katzentrockenfutter, Rinderhackfleisch, gekochtes Hühnerfleisch, Hafer- oder Hundeflocken, Rührei, hartgekochte Eier, milder Käse, Hasel-, Walnüsse oder Pinienkerne, Rosinen (ungeschwefelt!), frisches, süßes Obst (z.B. Äpfel, Birnen, Bananen) kommen bunt kombiniert als Futter in Frage. Als Ballaststoffe zum Druntermischen eignen sich z.B. gekochte Karotten, getrocknete Garnelen und Knorpel von Hühnerknochen. Unerlässlich ist eine tägliche Zugabe von Vitaminen und Mineralstoffen, die sie beim Tierarzt z.B. in Form einer Multivitaminpaste bekommen. Zusätzlich können auch gekaufte Mehlwürmer angeboten werden. Insekten, Regenwürmer und Schnecken aus freier Natur sollten nicht gefüttert werden, da sie häufig als Zwischenwirte oder Wartewirte Entwicklungsstadien verschiedener für den Igel gefährlicher Parasiten beherbergen.

Ist ein Körpergewicht von ca. 800 g erreicht, kann die Futtermenge etwas reduziert werden. Übermäßiges Füttern stellt für Igel nämlich eine große Gefahr dar. Auf Grund ihrer für den Winterschlaf dienlichen Speicherfähigkeit können sie große Futtermengen zu sich nehmen. Bei Überfütterung bilden sich aber sehr bald dicke Lager von Eingeweidefett, die häufig sowohl zu Lähmungserscheinungen als auch zu fettiger Leberdegeneration führen können. Kein vorübergehend in Gefangenschaft gehaltener Igel sollte mehr als 800 - 900 g wiegen.
Die Winterschlafbereitschaft stellt sich bei sinkenden Außentemperaturen meist im bzw. ab Dezember ein. Der Aufenthaltsraum muss nun kalt sein (möglichst unter 6°C), trocken und belüftbar. Es kommen dafür derartige Keller, Speicher und wettergeschützte Plätze im Freien (Schuppen, Balkon, Terrassenecken) in Betracht. Im Freien muss die Gehegekiste ein- und ausbruchsicher sein.

Für das Schlafhäuschen eignet sich entweder eine nicht imprägnierte Holzkiste (ca. 30*25*25 cm) mit möglichst abgeteiltem Eingang oder ein starker Karton, der in einen zweiten, etwa daumenbreit größeren Karton gestellt wird (Zwischenräume mit Zeitungspapier ausfüllen). Für den Winterschlaf benötigt der Igel viel Nistmaterial (geknülltes, längsgerissenes Zeitungspapier), das man ihm ins Schlafhäuschen und auch davor legt; er zieht es sich dann nach Bedarf hinein. Ist das Nest bereitet, zugezogen und auch trocken und sauber, darf der Igel nicht mehr gestört werden.

Stimmen die äußeren Bedingungen und ist die Winterschlafbereitschaft vorhanden, reduziert und beendet der Igel seine Nahrungsaufnahme und Verdauung. Auch die übrigen Körperfunktionen (Atmung, Herzschläge, Körpertemperatur etc.) werden weitgehend abgesenkt. Der Igel schläft nun fest zusammengerollt und sollte ungestört bleiben. Für gelegentliches Erwachen - Igel sind dann meist wackelig und dösig - muss im Gehege stets Wasser (Schnee) und am besten Hundehalbfeuchtfutter (Softfutter) bereitstehen und gegebenenfalls ergänzt bzw. ausgetauscht werden.

Der richtige Zeitpunkt, der richtige Ort und das richtige Verfahren des Aussetzens sind von großer Bedeutung für den nachhaltigen Erfolg der Igelüberwinterung. Die Zeit zum Aussetzen ist gekommen, wenn im Frühjahr (ca. April) die Sträucher Hecken und Bäume im vorhergesehenen Aussetzgebiet ergrünt und die Nahrungstiere des Igels (Käfer, Spinnen, Würmer usw.) wieder vorhanden sind. Wildigel können dann auch schon regelmäßig beobachtet werden. Die Außentemperaturen müssen anhaltend mild sein, tagsüber 13/14°C und nachts nicht unter 8/9°C (Wettervorhersage abfragen!)

Das Aussetzgelände muss Deckung und Nahrung bieten. Dazu ist der mit Sträuchern untersetzte Rand eines jungen Laubwaldes, an den größere Viehweiden (keine Mähweiden!) grenzen, besonders geeignet. Von Vorteil wäre ein Bach in der Nähe, ferner ein alter Schuppen, vielleicht Obstbäume. Nicht in Frage kommen als Igelrevier steile Hanglagen, Nadelhochwälder, Laubhochwälder ohne Unterholz, feuchte Böden, Flussufer, Überschwemmungsgebiete sowie felsige Böden oder Rekultivierungsflächen. Die Nähe von Dachsbauten und Greifvogelnestern ist ebenso zu vermeiden wie ein Gebiet, wo Gefahren drohen durch freilaufende, jagdfreudige Hunde, Abbrennen von Holz- und Reisigansammlungen (z.B. für Osterfeuer), Chemikalieneinsatz, Straßenverkehr und Bauvorhaben. Auch viel besuchte Parks, Ausflugsgebiete und Campingplätze sind kein Igelparadies.

Kennt man den Fundort des Igels und sind die Bedingungen dort günstig, so kann man den Igel dort wieder aussetzen. Auskünfte über in Frage kommende Gebiete sowie eventuelle Gefährdungen können erforderlichenfalls z.B. bei Forstämtern eingeholt werden.

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